Es sind Kontraste, die das bisherige Berufsleben von Janina Plätzmüller aus Duisburg geprägt haben. Nach einer abgebrochenen Ausbildung zur Verkäuferin, einem einjährigen Praktikum im Friseursalon und der Arbeit in einem Nagelstudio hat die 24jährige jetzt ihren Traumberuf im Handwerk gefunden. Als angehende Wärme-, Kälte- und Schallschutz-Isoliererin im dritten Lehrjahr ist sie in einer Männerdomäne tätig und scheut sich nicht davor, durch dreckige Kriechkeller zu krabbeln und sich dabei schmutzig zu machen. Aber „ein bisschen Mädchen-like muss sein“, erklärt sie mit Bestimmtheit. Das geschminkte Gesicht und lackierte Fingernägel gehören für Janina zu ihrem Äußeren dazu, auch wenn die Hände aufgrund des Umgangs mit Blechen und Kunststoffen einen hohen täglichen Pflegebedarf benötigen.
Die Entscheidung, eine Lehre als Wärme-, Kälte- und Schallschutz-Isoliererin zu machen, hat Janina gründlich überlegt. „Ich wollte sicher sein, dass es dieses Mal wirklich das richtige für mich ist.“ Ein Jahr hat sie sich Zeit genommen und den Beruf als Praktikantin im väterlichen Isolierbetrieb ausprobiert. Das heißt, sie hat Dämmungen gegen Wärme, Kälte und Schall gefertigt und Isolierbekleidungen aus Blechen und Kunststoffen in Einfamilienhäusern wie bei gewerblichen Bauten montiert. Dann war sie sich sicher: „Die Arbeit bringt Spaß!“ Janina Plätzmüller begann bei einem Berufskollegen ihres Vaters die Ausbildung und fand sich bei der überbetrieblichen Ausbildung im Bildungszentren des Baugewerbes e. V. (BZB) in Krefeld als einzige Frau unter 20 jungen Männer wieder. „Natürlich werde ich angeguckt“, so Janina, „aber das legt sich schnell und auch in der Kneipe geht es mir nicht anders!“ Inzwischen genießt sie den lockeren Umgang mit den Kollegen. Und wenn doch mal ein Spruch kommt, gibt es halt einen zurück. Die Duisburgerin ist nicht auf den Mund gefallen und weiß sich zu wehren. „Aber der Bau ist nicht so ordinär, wie viele meinen, und wie er vielleicht vor 30 Jahren mal war!“
Was schätzt Janina an ihrem Handwerksberuf? Die abwechslungsreiche Arbeit an verschiedenen Orten, das Eingehen auf die Kundenwünsche und nicht zuletzt auch die gute Bezahlung. Lehrlinge bei den Isolierern bekommen dreimal so viel Geld wie eine Friseure. „Das ist nicht zu verachten! Ich konnte mir ein neues Auto kaufen“.
Und was empfiehlt Janina anlässlich des Girls‘Day anderen Mädchen und Frauen? “Entscheidend ist, dass einem die Arbeit liegt!“ Ihr liegt das Handwerk, hier sieht sie ihre berufliche Zukunft. Nach dem Ausbildungsende im Sommer 2011 will sie als Gesellin im väterlichen Betrieb arbeiten und Erfahrungen sammeln. Und wenn der Vater sich in gut sechs Jahren zurückziehen will, schließt sie nicht aus, dass sie als dann 30jährige den Handwerksbetrieb übernimmt. Ihr Alleinstellungsmerkmal als „Frau am Bau“ wird ihr dabei wohl erhalten bleiben.